Kleine Harmonie ganz groß - Oppenheimer Vokalensemble „Kleine Harmonie“ begeistert mit vielseitigem Programm

Nach fast dreijähriger Konzertpause und einem ersten Auftaktkonzert im Mai dieses Jahres begeisterte das Oppenheimer Vokalensemble „Kleine Harmonie" am ersten Sonntag im Juli das Publikum im bis auf den letzten Platz besetzten Oppenheimer Theaterkeller mit einem spritzigen musikalischen Feuerwerk. Der 16-köpfige Kammerchor präsentierte souverän und lebendig, mit charmantem Engagement und viel Liebe zum Detail eine breit gefächerte Palette anspruchsvoller Vokalstücke, wie sie vielseitiger kaum hätte sein können. Unter der neuen Leitung von Chorleiter Helmut Vorschütz ist es dem Vokalensemble meisterhaft gelungen, den Bogen zwischen der Tradition des anspruchsvollen klassischen Chorgesanges bis hin zu populären Pop- und Rockstücken zu spannen und dabei in den Interpretationen überzeugende eigene musikalische Akzente zu setzen.

Das Publikum erlebte in der einzigartigen Atmosphäre der historischen Kellergewölbe einen bunten Streifzug durch die unterschiedlichen Epochen und Stilbereiche der Chormusik, in dem die „Kleine Harmonie" ihre neu hinzu gewonnene musikalische Vielseitigkeit unter Beweis stelle konnte. So war denn auch für jeden Geschmack etwas dabei.

Einen ersten musikalischen Höhepunkt setzte die „Kleine Harmonie" bereits mit dem Eröffnungslied „Alta trinita beata", gesungen im Nachbargewölbekeller, was die ohnehin bereits mystische Wirkung des romantischen Chorstückes noch geschickt verstärkte. Chormusik der Romantik bildete auch weiterhin den Schwerpunkt des ersten Teiles. So erklangen „Der bucklichte Fiedler" von Johannes Brahms, „Wirf dein Anliegen auf den Herrn" aus dem Oratorium „Elias" von Felix Mendelssohn-Bartholdy, sowie vom gleichen Komponisten das Sololied „Auf den Flügeln des Gesanges", sehr einfühlsam interpretiert von Adriana Abbel (Sopran). Es folgten Mendelssohn´s Chorballade „Morgengebet", sowie der „Frühlingstraum" aus Franz Schubert´s Liederzyklus „Winterreise", mit prägnanter Stimmfülle und musikalischer Sensibilität präsentiert von Klaus Degreif (Bassbariton). Abgerundet wurde der erste Teil durch das Chorstück „Capricciata" von Adriano Banchieri aus dem 17. Jahrhundert, dessen Untertitel „Contrappunto bestiale alla mente" schon einen tierischen Wettstreit zwischen verschiedenen Tieren ahnen ließ, der auf der Bühne von der „Kleinen Harmonie" dann auch perfekt in Szene gesetzt wurde.

Im zweiten musikalischen Block beschäftigte der Chor sich mit dem Thema Volkslied und Folklore. Nach dem beliebten „All mein Gedanken" von Johannes Brahms erklang die irische Volksweise „An Irish Blessing", einem alten irischen Segensspruch, vertont von James Moore. Ulli Becker (Alt) überzeugte anschließend als Solistin mit dem melancholisch-sanften irischen Volkslied „No frontiers". Mit „Inzima lendlela" und „Siyahamba" versetzte das Vokalensemble „Kleine Harmonie" die Zuhörer in die Welt der dynamischen afrikanischen Chormusik. Das Publikum ließ sich nicht lange bitten und klatschte und swingte die mitreißenden Rhythmen begeistert mit.

Frisch gestärkt durch leckere Speisen und erfrischende Getränke erwartete das Publikum nach der Pause zunächst mit „I don´t know how to love him" aus Andrew Lloyd Webber´s „Jesus Christ Superstar" und „Can You feel the love tonight" von Elton John aus „König der Löwen" zwei beliebte Lieder in Chorarrangement aus der Musicalwelt.

Anschließend präsentierte der Chor spritzige Ohrwürmer aus dem Bereich der Popularmusik, musikalisch mit kreativen Ideen sehr ansprechend umgesetzt So blieb wohl kein Auge trocken, als „Farmer" Klaus Degreif in „Old McDonald's walk around" seinen muhenden, bellenden, meckernden und miauenden Viehbestand vorstellte. Auch mit Billy Joel´s „And so it goes", dem beschwingten Lied "Java Live", das durch das Vokalquartett "Manhattan Transfer" weltbekannt wurde und „California Dreamin´", dem bis heute unvergessenen Hit der Gruppe „The Mamas and the Papas" aus dem Jahr 1966, sowie mit dem Evergreen „Goodnight, sweethart, es ist an der Zeit zu gehen", traf die „Kleine Harmonie" mit der Programmauswahl wiederum genau den Nerv des Publikums. Einen waschechten akustischen Ausflug in den afrikanischen Dschungel mit all seinen Tierarten und Geräuschen erlebte das Publikum mit dem Klassiker „The lion sleeps tonight" bevor das Konzert mit Bette Midler´s gefühlvoll-romantischem „The Rose" seinen krönenden musikalischen Abschluss fand.

Insgesamt überzeugte die „Kleine Harmonie" durch hohe musikalische Sensibilität und Vielfalt, kreative eigene musikalische Akzente, ausgewogene stimmliche Balance und ausdrucksstarke Dynamik, geschickte Programmauswahl und nicht zuletzt durch sympathische Bühnenpräsenz. Unterstützt wurde das Vokalensemble durch die Instrumentalisten Liana Kukhta (Klavier) und Hartmut Höneß (Querflöte). Minutenlanger Beifall war der verdiente Lohn für ein äußerst überzeugendes Konzert mit vielen musikalischen Leckerbissen, dem nach dem gelungenen Comeback der „Kleinen Harmonie" hoffentlich bald weitere folgen werden.

(Artikel von Hildegard Göbl-Diop)